Bürgerinformation zur grabenlosen Kanalsanierung

Wenn wir in Deutschland über Kanalsanierung sprechen, meinen wir mittlerweile eigentlich grabenlose Kanalsanierung. Denn: Die Funktionsfähigkeit beschädigter Kanalrohre wird heute vorwiegend unterirdisch wieder hergestellt. Das schont die Umwelt und hält Gebühren stabil.

Die Verfahren werden oft als "geschlossene Bauweise" bezeichnet. Gemeint ist: Anstatt Straßen aufzureißen, unter denen häufig die Leitungen verlaufen, reicht der Zugang über Schächte oder Baugruben. Wie bei einer Schlüssellochoperation werden Schläuche oder Rohrelemente von einem kleinen Zugang aus unter die Erde gebracht und von innen in das beschädigte Rohr geführt. Es entsteht so – zum Teil innerhalb weniger Stunden – ein Rohr im Rohr, das sämtliche Funktionen des Altrohres übernimmt.

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An dieser Stelle veröffentlichen wir Informationen für Bürger und Personen aus Kommunalparlamenten über die Bedeutung grabenloser Sanierungsverfahren.

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Fragen und Antworten zur Kanalsanierung

Was versteht man unter Kanalsanierung?

Wenn in Städten und Gemeinden eine Kanalsanierung angekündigt wird, ist damit in der Regel die Erneuerung oder Renovierung von Abwasserkanälen gemeint. Entweder geschieht dies durch das Neuverlegen von Rohren - inklusive  Aufbaggern der darüber befindlichen Oberflächen bzw. Straßen - oder durch moderne, grabenlose Renovierungsverfahren.

Die gängigste Sanierungsmethode in Deutschland ist das Schlauchlining. In der englischen Sprache wird es als CIPP bezeichnet. Die Abkürzung steht für cured in place pipe, also vor Ort härtendes Rohr. Das beschreibt sehr gut den Produktionsprozess unter der Erde: Ein mit flüssigem Harz getränkter Schlauch aus Glas- oder Synthesefasern wird in die beschädigte Leitung eingezogen, aufgestellt und anschließend zum Beispiel mit UV-Licht gehärtet. Innerhalb weniger Stunden ist auf diese Weise ein neues, tragfähiges Rohr entstanden. Das Verfahren wurde erstmals im Jahr 1971 in London angewendet und gehört in Deutschland seit Jahrzehnten zu den gängigen Methoden.

Warum müssen Kanäle saniert werden?

Wurzeleinwuchs, Undichtheiten, statisches Versagen: Kanalrohrsysteme in Deutschland kommen zunehmend in die Jahre.

Nur selten wird der kritische Zustand auch über der Erde spürbar – nämlich dann, wenn defekte Leitungen nach heftigen Regengüssen zu Überschwemmungen, Unterspülungen und oberirdischen Einbrüchen führen. Die Folgen für Umwelt und Verkehrssicherheit sind also unübersehbar:

  • Defekte Kanalrohre verursachen Schäden im Straßenbelag und gefährden so die Verkehrssicherheit.
  • Undichte Leitungssysteme können erhebliche umweltrelevante Schäden im Erdreich anrichten. Tritt Abwasser aus defekten Leitungen aus (Exfiltration), droht die Verunreinigung des Grundwassers.
  • Auch Infiltrationen aus dem Erdreich haben Konsequenzen. Durch den Eintrag von Grund- und Schichtenwasser in Rohrleitungssysteme wird die Gesamt-Abwassermenge erhöht. Durch verdünnte Abwässer sinkt außerdem der Reinigungswirkungsgrad von Kläranlagen. Es entstehen zusätzliche Kosten für die Allgemeinheit.

In vielen deutschen Städten und Kommunen arbeiten Verantwortliche dem Sanierungsstau erfolgreich entgegen. Denn bereits seit rund einem halben Jahrhundert gibt es clevere Methoden, quasi minimalinvasiv Rohre und Schächte zu sanieren, ohne dabei die oberirdische Infrastruktur zu belasten.

Netzbetreiber in allen Teilen der Republik zählen dabei auf das langjährige Know-how der Mitgliedsunternehmen.

Was sind die häufigsten Kanalschäden?

Die DWA unterscheidet zwischen strukturellen und betrieblichen Schäden an Abwasserkanälen:

Was ist der häufigste Schaden nach baulicher Struktur?

  1. "Einragender oder schadhafter Anschluss" (27,3 Prozent)
  2. "Rissbildung" (25,7 Prozent)
  3. "Verbindung (verschobene oder einragende Dichtung)" (18,6 Prozent)
  4. "Oberflächenschäden" (13,1 Prozent)
  5. "Rohrbruch/Einsturz" (4,3 Prozent)

Was ist der häufigste Schaden nach betrieblicher Struktur?

  1. "Wurzeln" (33,7 Prozent)
  2. "Anhaftende Stoffe" (20,5 Prozent)
  3. "Infiltration" (17,7 Prozent)
  4. "Ablagerungen" (16,6 Prozent)
  5. "Andere Hindernisse" (5,5 Prozent)

(Quelle: DWA)

Letzte Aktualisierung: 26.11.2020

Müssen für Kanalsanierungen Straßen gesperrt werden oder geht es auch anders?

Tatsächlich können Straßensperrungen durch grabenlose Kanalsanierung verhindert werden – deshalb sind Methoden auch so populär. In der Regel kommt es bei grabenlosen Sanierungsmaßnahmen nur zu kurzzeitigen Sperrungen von Straßenabschnitten. Auch die eingeschränkte Zufahrten zu Grundstücken und kurzzeitige Halteverbote sind üblich, da die Sanierungsfahrzeuge direkt an die Schachtdeckel heranfahren, um das neue Rohr oder zum Beispiel den harzgetränkten Schlauch einzuführen.

Aktualisiert am 23.03.2023

Was ist das Inlinerverfahren oder die Inlinersanierung?

Als Inliner werden Schuhe mit Rollen bezeichnet, mit denen sich Menschen fortbewegen. Und wer vom geplanten Weg abkommt, verfährt sich schon mal. Scherz beiseite: Der Begriff wird häufig - eigentlich nicht korrekt - synonym für grabenlose Renovierungsmethoden verwendet, insbesondere für das Vor Ort härtende Schlauchlining.

Wie lange hält ein saniertes Rohr?

Das kommt auf das Sanierungsverfahren an: Die Nutzungsdauer für grabenlose Sanierungsverfahren wird in den jeweiligen Regelwerken beschrieben. Beim Vor Ort härtenden Schlauchlining, der am häufigsten eingesetzten Methode zur Renovierung von Kanälen im öffentlichen Raum, wird eine technische Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren angegeben.

Letzte Aktualisierung: 23.03.2023

Ist nach einer Inliner-Sanierung mit einem Anstieg des Grundwassers zu rechnen?

Der Eintrag von Grund- und Schichtenwasser in defekte Leitungen gehören zu den wichtigsten Anlässen für Sanierungen. In grundwässergesättigten Bereichen ist deshalb nach einer Inliner-Sanierung (Vor Ort härtendes Schlauchlining) inklusive der zugehörigen Anschlussleitungen mit einem Anstieg des Grundwassers zu rechnen, weil damit die Drainagewirkung des Kanalsystems nicht mehr vorhanden ist. Dies führt grundsätzlich dann auch gleichzeitig zu einer Senkung der Betriebskosten in den Kläranlagen.

Erstellt am 23.03.2023

Wie viele Kanäle werden jährlich in Deutschland saniert?

Laut Angaben des DWA saniert die deutsche Abwasserwirtschaft jährlich rund ein Prozent des öffentlichen Kanalnetzes. Dies entspricht einer Gesamtlänge von knapp 6000 Kilometern. Etwa die Hälfte der Kanäle werden repariert - also schadhafte Stellen lokal ausgebessert. Dies geschieht über moderne Reparaturverfahren, oftmals per Roboter vom Schacht aus. Jeder zweite Kanalmeter wird renoviert - am häufigsten kommen hierbei grabenlose Technologien wie das Schlauchlining zum Einsatz. Ist das Kanalrohr zu stark geschädigt, kommen grabenlose Erneuerungsverfahren (z. B. TIP-Verfahren oder Berstlining) zum Einsatz.

Welche Sanierungsverfahren kommen in Deutschland am häufigsten zum Einsatz?

Im Zuge der Renovierungen kommt das Vor Ort härtende Schlauchlining am häufigsten zum Einsatz. Eine regelmäßig geführte Statistik, wie viele Liner (oft wird vom "Inliner-Verfahren" gesprochen)  gibt es derzeit leider nicht. Alle fünf Jahre wird eine Umfrage des Verbands DWA veröffentlicht, basierend auf Befragungen von Netzbetreibern in Deutschland.

Demnach werden von den rund 600.000 Kilometern öffentlicher Kanäle jährlich etwa 1 bis 2 Prozent saniert (dazu gehören auch Reparaturen und Erneuerungen). Das Schlauchliníng nimmt einen Marktanteil von 18 Prozent ein - somit kann man von einem Volumen von 1000 bis 2000 Kilometern pro Jahr ausgehen - nur bezogen auf öffentliche Hauptkanäle.
 

(Quelle: DWA)

Letzte Aktualisierung: 08.04.2022

Wie schnell geht eine grabenlose Sanierung?

Je nach Rahmenbedingungen können grabenlose Sanierungsverfahren bereits nach etwa einem Tag abgeschlossen sein. Damit sind sie iedeal für akute Baumaßnahmen, bei denen oberiridisch Straßen, Fußbgängerzonen oder Parks geschont werden sollen.

Wie nachhaltig ist Kanalsanierung?

Die Sanierung von Abwasserleitungen ist ein wichtiger Baustein des Umwelt- und Gewässerschutzes.  Intakte Kanäle verhindern zum Einen die Exfiltration von Abwasser ins Erdreich. Was viele nicht wissen: Das Hauptproblem ist eigentlich die Infiltration. Schichten- und Grundwasser fließt in den Kanal, verdünnt das Abwasser und muss in der Kläranlage gereinigt werden. Verdünnte Abwässer haben einen schlechten Reinigungswirkungsgrad und benötigen mehr Energie.

Vielfach wird bei der Sanierung von Leitungen Kunststoff eingesetzt. Dieser zeichnet sich häufig durch eine längere Haltbarkeit aus, was letztlich die Nutzungsdauer erhöht und die Frequenz der Eingriffe ins Erdreich verringert.

Eine gewisse Skepsis wird zuweilen dem Schlauchlining entgegengebracht. Bei dieser Technologie entsteht unter der Erde ein neues Rohr im Altrohr. Bei den verwendeten Harzen handelt es sich um chlorfreie (nicht halogenierte) Kohlenwasserstoffverbindungen. Bei vollständiger Aushärtung gehen sie keine Reaktionen mit der Umwelt ein, was standardmäßig bei Sanierungsprojekten durch Laborproben überprüft wird. Die hohe erwartete Nutzungsdauer lässt zudem zudem die Recyclingfrage in den Hintergrund treten. Schlauchliner sind unproblematisch thermisch recyclebar.

Wieviel kostet Kanalsanierung?

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) vergleicht die Kosten für die jeweiligen Verfahren:

  • Reparatur aktuell durchschnittlich 82 € pro Kanalmeter
  • Renovierung durchschnittlich mit 438 € pro Kanalmeter
  • Erneuerung mit rund 1600 € pro Kanalmeter

(Quelle: DWA)

Letzte Aktualisierung: 26.11.2020