RSV-News – AZ: Fernsehbeitrag zeigt Bedeutung von grabenlosen Verfahren
Wie sinnvoll "Inliner" und der Verbleib der Asbestzementrohre in der Erde sind, wird in einem Bericht des Bayerischen Rundfunks deutlich.
Im südlichen Landkreis Regensburg kam ans Tageslicht, was in Bayern und in ganz Deutschland Sorgen bereitet: Leitungen aus Asbestzement. Die Sanierung einer Trinkwasserleitung war es wert, dass der Bayerische Rundfunk jetzt darüber berichtete. Nur ein kleiner Teil der Rohre wurde komplett ausgebaut, der Rest mit grabenlosen Verfahren wieder funktionsfähig gemacht.
Komplettaustausch wĂĽrde "gewaltige Summen" kosten
Im Fernsehbericht wird anschaulich der Einschub eines Kunststoff-Rohres aus PE gezeigt und damit allgemein die Bedeutung von Rohr-in-Rohr-Verfahren für Asbestzementleitungen erklärt. Vor allem der Blick auf die Kosten in dem Beispiel zeigt, welche Folgen das – inzwischen wieder aufgehobene – Verbot der Instandhaltung von AZ-Rohren gehabt hätte. Insgesamt 300 Millionen Euro wären allein beim Wasserzweckverband Regensburg-Süd für den Komplettaustausch der 150 Kilometer Trinkwasserleitungen und 100 Kilometer Abwasserleitungen fällig gewesen. "Das sind gewaltige Summen", sagt Werkleiter Peter Obermeier im Bericht.
"Dieser Fernsehbeitrag zeigt sehr gut, in welcher Lage in Deutschland viele Netzbetreiber stecken und wie sinnvoll grabenlose Verfahren hier zum Einsatz kommen", kommentiert Reinhild Haacker, Geschäftsführerin des Rohrleitungssanierungsverbands. Würde man man die Austausch-Kosten für den Netzbetreiber aus Regensburg-Süd auf alle Landkreise in Deutschland hochrechnen, seien das 90 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Laut einer Greenpeace-Studie kostet der – induskutable weil notwendige – AKW-Rückbau in Deutschland 34 Milliarden Euro, inklusive Entsorgung des Atommülls. Haacker: "Die 90 Milliarden für einen Ausbau von erdverlegten Rohren sind natürlich nur grob hochgerechnet. Denn wir wissen noch nicht einmal, wie viele Kanäle und Trinkwasserleitungen in Deutschland aus Asbestzement sind, weil es keine nationale Pflicht zur Erhebung dieser Daten gibt."
In Bayern gibt es laut Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz rund 5000 Kilometer Abwasserrohre – macht verglichen mit den Kostenschätzungen aus Regensburg 7,5 Milliarden Euro.
Pferdefuß Deponiekapazitäten
Auf der politischen Ebene ist Bayern aktuell Vorreiter, was die konkrete Regelung für den Umgang mit Asbestzementrohren betrifft. Bundesweit liegen sie zu tausenden von Kilometern unter der Erde. Dass keine Gefahr für das Trinkwasser ausgeht, wurde auch im Beitrag erklärt. Asbest wird in dem Moment gefährlich, wenn es an die Atemluft kommt. Dann kann - etwa beim Zerteilen der Rohre für den Transport – ein gefährlicher Faseraustritt entstehen. Deswegen dürfen Asbestzementrohre nur im Ganzen auf die Deponie, wo sie dann – sofern Platz ist – vergraben werden. Fazit des Beitrags war denn auch, dass es besser sei, wenn die Rohre im Boden bleiben. "Denn wenn sie rauskämen müsste man sie lagern und dafür hat Bayern keine Kapazitäten."
Aktivitäten des RSV
Der RSV hat aktuell einen Antrag an das Institut für Arbeitsschutz eingereicht, um das gängigste Rohr-in-Rohr-Verfahren für Abwasserleitungen als emissionsarmes Verfahren nach der Technischen Regel Gefahrstoffe (TRGS 519) anerkennen zu lassen. "Wir haben in Messungen nachgewiesen, dass die Arbeiten mit den entsprechenden Verfahrensschritten arbeitsschutzrechtlich unbedenklich sind und viele Netzbetreiber warten auf die Anerkennung", so Haacker. Die Entscheidung des Arbeitskreises steht noch aus, da noch rechtliche Fragestellungen geklärt werden.
Lücke in Verordnungen kostet Kommunen "unnötige Milliarden"
Weltweit sind solche Rohr-in-Rohr-Verfahren wie im Beitrag eine gängige Methode zur Anwendung in Asbestzementrohren. Während etwa Australien eine eigene Richtlinie für den Umgang mit Asbestrohren hat, fehlt eine solche in Deutschland und in der EU. Haacker: "Wenn man sich damit beschäftigt merkt man, dass die europäische REACH-Verordnung und die Gefahrstoffverordnung nicht für solche vergrabenen Kolosse gemacht wurden, sondern eher für Dachpappen, Dämmstoffe oder Bodenbeläge aus Asbest. Hier brauchen wir dringend eine deutliche Differenzierung für erdverlegte Rohre, um falsche Rechtsauffassungen, wie es sie zwischenzeitlich in Bayern gab, künftig zu vermeiden. Diese Lücke kostet Kommunen – und damit dem Gebühren- und Steuerzahler – unnötige Milliarden". Der RSV hat eine differenzierte Betrachtung unlängst in einer Stellungnahme an das Europäische Parlament gefordert.