Branchen-News – "Trend geht zur geschlossenen Bauweise"
Mehr geschlossene Bauweise, erhöhter Druck bei Kommunen, wachsender Sanierungsbedarf - DWA-Fachreferent Jonas Schmitt wirft im "Rohrfunk"-Interview des RSV-Mitglieds Sanierungstechnik Dommel einen aktuellen Blick auf die Branche.
Sanierung hat verschiedene Gründe
Die Wahl des Sanierungsverfahrens hängt nach Auskunft von Jonas Schmitt, Mitautor der DWA-Umfrage, stark von der Aufgabe ab sowie von den jeweiligen Rahmenbedingungen. Renovierung und Erneuerung seien langfristige Verfahren, während Reparaturen die Funktionsfähigkeit für einen kürzeren Zeitraum wiederherstellen. In der nach Kanalmetern erhobenen Statistik (siehe Grafik) dominiert weiterhin die Reparatur, während die Erneuerung und Renovierungsverfahren die andere Hälfte der Sanierungsverfahren belegt.
Einen Blick wirft Schmitt auf den Umstand, dass auch bei der Erneuerung zunehmend grabenlose Verfahren zum Einsatz kommen. "Wenn man sich den Trend anguckt, geht die Erneuerung in offener Bauweise weiter zurück", vergleicht Schmitt die Ergebnisse mit den aus früheren Befragungen. "2001 wurden noch 90 Prozent der Kanäle in offener Bauweise erneuert - mittlerweile sind es nur noch 76 Prozent", so Schmitt. Grabenlose Erneuerungsverfahren sind zum Beispiel das TIP-Verfahren oder das Berstlining. Dies habe sich bereits in der letzten Umfrage abgezeichnet, bei der die geschlossenen und offenen Verfahren in einer Tabelle gegenübergestellt worden waren (Tabelle 5, siehe PDF der DWA-Umfrage 2015).
Bei den Renovierungsverfahren ist das Schlauchlining die am häufigsten gewählte Methode.
Mehr Investitionen, mehr Öffentlichkeitsarbeit - und nur keine Corona-Einschnitte
"Man müsste langfristig mehr in die Sanierung des Kanalnetzes investieren", so lautet ein weiterer Trend, den DWA-Referent Schmitt als zusätzliches Ergebnis der Umfrage zitiert. Das Bewusstsein sei bei rund 60 Prozent der Befragten vorhanden. Dies liege nicht nur am zunehmenden Alter der Rohrleitungen sondern auch daran, dass das Kanalnetz an sich immer weiter wächst.
Die Kanalsanierung sei im Interesse des Gebührenzahlers, so Schmitt weiter. "Wir zahlen bisher einen geringen Teil dafür, dass wir sauberes Trinkwasser aus der Leitung bekommen". Mit Blick auf die künftigen Herausforderungen sieht er eine wachsende Verantwortung für die finanzielle Ausstattung des Netzbetriebs: "Durch die Corona-Krise darf es natürlich nicht sein, dass die Investitionen in den Kommunen zurückgehen", so Schmitt.
"Fachkräftemangel großes Problem"
Wenn notwendige Sanierungsmaßnahmen anstehen, hat dies laut DWA-Umfrage nicht nur mit dem Mangel an Zeit und Geld zu tun. "Viele haben angegebn, dass der Fachkräftemangel ein großes Problem ist. Ich denke dass man da zukünftig in der Branche verstärkt den Fokus darauf legen muss", so Schmitt.
Hochrechnung mit Daten des statistischen Bundesamts
Bei der Umfrage hatten sich 423 Kommunen beteiligt. Unterstützt wurde die DWA von der Hochschule RWTH Aachen. "Die Antworten geben ca. 35 Prozent der Bevölkerung wider und 21 Prozent der Kanalsiation in Deutschland. Daran sieht man dass es eine große Repräsentanz ist und dass sich eine Tendenz ablesen lässt mit einer hohen Aussagekraft. Allerdings weisen wir auch immer darauf hin, dass es die Ergebnisse der befragten Kommunen sind", erklärt der DWA-Referent. Deshalb habe man seit 2015 die Hochrechnung eingeführt. Die Daten der Kommunen werden mit den Daten des statistischen Bundesamtes hochgerechnet.
18 Prozent der Kanäle sanierungsbedürftig
"Bei den Hochrechnungen gehen wir davon aus, dass es den Wert für Deutschland widergibt", sieht Schmitt eine hohe Verlässlichkeit der Zahlen. So sind gemäß der Umfrage 18 Prozent der Kanäle kurz- bis mittelfristig sanierungsbedürftig. Dabei handele es sich um einen Mittelwert. "Es kann natürlich sein, dass Kommune A ein deutlich besseres Kanalnetz hat als die Umfrage zeigt und die Kommune B ein deutlich schlechteres. Aber ein Gesamtbild für Deutschland können wir hier schon zeigen", so Schmitt.
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) veröffentlicht seit 1984 regelmäßig Umfragen zum Zustand der Kanalisation in Deutschland.
Weitere Infos auf unserer Seite:
RSV-Branchen-News: DWA-Umfrage: Mehrheit fordert mehr Investitionen
News aus den Unternehmen: Dommel startet "Rohrfunk"
Verfahren zur grabenlosen Erneuerung
Externe Links
Rohrfunk-Podcast der Sanierungstechnik Dommel GmbH
Umfrage-Ergebnisse der DWA 2020
Umfrage-Ergebnisse der DWA 2015