Berstverfahren

Beim Berstverfahren zerstört ein konisch geformter Berstkörper das Altrohr und verdrängt das geborstene Rohrmaterial in das umgebende Erdreich. Bei zähen Rohrmaterialien kann vor dem Berstkopf ein Schneidwerkzeug montiert werden. In den aufgeweiteten Querschnitt wird im gleichen Arbeitsgang ein neuer Rohrstrang mit gegenüber dem Altrohr gleicher oder im Bedarfsfall auch größerer Nennweite eingezogen. Dabei finden überwiegend Kunststoffrohre Verwendung, entweder als Langrohre oder als Kurzrohre mit einer zugfesten Rohrverbindung.

Die Varianten

Beim dynamischen Berstverfahren (Cracken) erfolgt die Krafteinleitung auf das Berstwerkzeug durch einen modifizierten Bodenverdrängungshammer (Erdrakete). Ein konisch geformtes Berstwerkzeug wird für sprödbrechende Altrohrmaterialien wie  Grauguss, Beton, Faserzemente oder Steinzeug eingesetzt. Die alte Rohrleitung wird durch die Schlagimpulse gesprengt. Die exakte Führung des Berstsystems wird durch die Rohrtrasse und durch einen Seilzug in Vortriebsrichtung gewährleistet.

Beim statischen Berstverfahren, das für alle Altrohrwerkstoffe eingesetzt werden kann, wirkt eine Linienbelastung auf das Altrohr, die einen Biegebruch herbeiführt. Für spröde Werkstoffe (Grauguss, Beton, Faserzemente oder Steinzeug) werden konisch geformte Berstwerkzeuge, für zähe und duktile Werkstoffe (Duktilguss, Stahl, Kunststoff) stehen Schneid- oder Rollenschneidmesser mit angehängtem Aufweitwerkzeug zur Verfügung. Am zuvor eingeschobenen Gestänge befestigt werden diese unter stetiger Zugbelastung in die Startgrube (Maschinengrube) zurückgezogen.

Rahmenbedingungen

Beim dynamischen wie statischen Berstverfahren wird die alte Leitung je nach Altrohrmaterial durch ein verdrängend oder schneidend arbeitendes Berstwerkzeug zerstört und gleichzeitig die Bruchstücke (Scherben) vom konisch ausgebildeten Berstwerkzeug oder einer Aufweitung in das umliegende Erdreich verdrängt. Gleichzeitig wird in den mit Überschnitt aufgeweiteten Hohlraum die neue Rohrleitung mit gleicher oder größerer Nennweite eingebracht.

 

Skizze zur Berechnung des Aufweitmaßes (Quelle: TRACTO)

Die neue Anschlussleitung wird als Rohrstrang oder als zugfest verspannte Kurzrohre eingezogen bzw. als Einzelrohre eingeschoben. Benötigt werden kleine Start- und Zielgruben; je nach Abmessungen der Verfahrenstechnik eignen sich auch Revisionsschächte ab 1,00 m Durchmesser.

Für die einzusetzenden Berstwerkzeuge ist eine genaue Kenntnis der Altrohrmaterialien – insbesondere bei vorhandenem Materialmix, z.B. infolge früherer Reparaturen mit Rohrschellen – zwingend notwendig.

Bei der Anwendung der Berstverfahren sind Sicherheitsabstände zu kreuzenden und parallelen Leitungen und zur Oberfläche zu beachten. Hierzu kann das Aufweitmaß herangezogen werden, das im RSV-Merkblatt 8 definiert ist. Dort sind auch die Qualitätsanforderungen und für die Sicherstellung eines gleich bleibenden Qualitätsstandards bei der Verfahrensdurchführung erforderlichen Anforderungen, die Gütesicherung und die Prüfungen für das Berstverfahren in Entwässerungskanälen und –anschlussleitungen zusammengefasst.

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Video

In diesem Film zeigen die Unternehmen TRACTO und Pfaffinger, wie die Erneuerung von Leitungen mit Hilfe des statischen Berstverfahrens funktioniert.

Informationen zum Verfahren

Regelwerke
  • DIN EN 752-5
  • DIN EN ISO 11295
  • DWA-M 143-15
  • GW 302, GN2,GN3
  • GW 323
  • GW 325
Altrohrwerkstoff

Dynamisches Bersten:

Beton, Stahlbeton, Steinzeug, GG, PVC, AZ, FZ

Statisches Bersten:

Steinzeug, Beton, Stahlbeton, GG, Duktilguss, Asbestzement, Faserzement, PE, PP, PVC, GFK, Stahl, Liner

Verhältnis zum Altrohr
  • Verlegung in vorhandener Trasse durch Zerstörung des Altrohres
  • Verdrängung der Bruchstücke in das umliegende Erdreich
  • Neurohr statisch selbsttragend
  • Altrohr ab 50 mm (für Gestänge bzw. Seilzug passierbar)
Sanierbare Rohrverläufe
  • Schäden, die mit Reparatur bzw. Renovierung nicht sanierbar sind
  • Geradlinige Trassen,
  • leichte Bögen können vom flexiblen Gestänge durch-fahren werden
  • Dimensionsvergrößerung möglich
Erforderliche Zugänglichkeiten
  • Start- und Zielgrube im Bereich Altleitung
  • Revisionsschächte (ab 1m Durchmesser)
  • Eventuell Bodenöffnung in Bodenplatte
Einbauverfahren
  • Dynamisches Bersten: Zerstörung Altrohr durch Schlageinwirkung (Cracken, Bersten) und Einzug Neurohr (PE, PP, PVC, Stahl) unter konstantem Seilzug,
  • statisches Bersten: Einschieben eines Gestänges und anschließender Zerstörung von Altrohr (alle Rohrmaterialien, auch leicht bewehrter Beton) durch Schneiden, Bersten, Aufweiten unter stetiger Krafteinbringung und parallelem Einzug von Neurohr (meist PE, PP, PVC, GFK, Steinzeug, Beton)
  • Einzug von Neurohren jeweils als Rohrstrang bzw. als zugfest verbundene Einzelrohre
Anbindungstechniken
  • Anbindung an Hauptkanal (in offener Bauweise)
  • Anbindung im Schacht
Stärken des Verfahrens
  • Kurze Bauzeit, minimale Einschränkungen
  • Minimaler Erdaushub
  • Erneuerung bei massiven Schäden an Altrohren
Literatur
  • Rohrleitungserneuerung mit Berstverfahren, Praxisleitfaden für Planer, Auftraggeber und ausführende Bauunternehmer, 2.Auflage, Meinolf Rameil (Herausgeber), Vulkan-Verlag
  • Berstlining mit grabenloser Anbindung der Anschlusskanäle – Stand der Technik - und neue Möglichkeiten bei der grabenlosen Erneuerung, Jörg Sommer, Karl Schöngen KG, Salzgitter, https://ta-hannover.de/veranstaltungen/2018/03_18/sommer.pdf

RSV-Arbeitskreis Berstverfahren (RSV-AK 8)

Ziele des Arbeitskreises

Das Berstverfahren dient der grabenlosen Erneuerung von Rohrleitungen in gleicher Trasse. Hierzu wird die vorhandene Rohrleitung zerstört und in das umgebende Erdreich verdrängt. Gleichzeitig wird dabei ein neues Rohr von gleichem oder größerem Durchmesser eingebracht.

Der RSV-Arbeitskreis 8 hat zur Erfüllung der an die erneuerte Abwasserleitung gestellten Qualitätsanforderungen und für die Sicherstellung eines gleich bleibenden Qualitätsstandards bei der Verfahrensdurchführung im Merkblatt 8 Anforderungen, Gütesicherung und Prüfungen für das Berstverfahren in Entwässerungskanälen und –anschlussleitungen zusammengefasst.

Leitung

Heiko Weber, Oppermann Ingenieure

Mitwirkende

Gerold Alfes, Alfes + Sohn
Dr. Heinz Doll, Dr. Doll GmbH
Johannes Dömer, TRACTO Technik
Dieter Erdmann, Stadtentwässerung Springe
Jan Franke, Egeplast
Ralf Glanert, Wavin
Andreas Haacker, Siebert + Knipschild GmbH
Florian Herrmann, igr GmbH
Kai Himmelreich, Kassel Wasser
Christoph Kraaibeek, Wasserverband Leine Süd
Bettina Linke, Wbh Hagen
Hermann Nordmeyer, Sanierungstechnik Dommel GmbH
Karsten Rettberg, Rettberg Bau GmbH
Nico Schlenther, Karl Schöngen KG
Jörg Sommer, SIMONA AG
Dr. René Thiele, Amiblu
Heiko Weber, Oppermann GmbH

Gäste

Markus Vogel, Markus Vogel Beratung

Veröffentlichungen

RSV-Merkblatt 8 (veröffentlicht im März / 2014)

Hersteller/ Zulieferer im Bereich Berstverfahren

Sanierungsfirmen im Bereich Berstverfahren

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