RSV-News – Sanierungsstau? (Kanal-)Deckel drauf!
06.05.2018 - Vor wenigen Tagen war es Thema in allen Zeitungen und Nachrichtensendungen: Die Kanalisationen in Deutschland befinden sich in einem bedenklichen Zustand. Wie kann das sein? Immerhin sind die öffentlichen Kassen so gut gefüllt sind wie lange nicht mehr. Diese Frage beschäftigt auch den Rohrleitungssanierungsverband seit vielen Jahren, denn auch die Mitgliedsunternehmen stellen fest: Die Auftragslage ist in zahlreichen Kommunen konjunkturabhängig - trotz des allseits bekannten Sanierungsstaus.
Einer der Gründe liegt darin, dass es sich beim öffentlichen Kanalnetz um ein Volksvermögen handelt, das zwar bekanntermaßen wertvoll und erhaltenswert ist, aber für den Bürger schlichtweg verborgen bleibt. Und nicht nur das: Es geht um ein echtes Sch...thema. Deckel zu, Fenster auf, schnell weg! Oder würden Sie Ihre Freunde und die Familie zum "Tag der offenen Kanalisation" einladen? Niemals! Der Bürger - das ist in diesem Fall auch der Gebührenzahler und der Wähler - will schließlich einfach nur, dass es "läuft".
So viel Spannendes im Untergrund
Dabei gäbe es so viel Spannendes zu erzählen über unsere Kanalisation. Dass es durchaus einen Unterschied gibt zwischen Abwasser und Niederschlagswasser zum Beispiel. Oder dass der Wert aller öffentlichen Kanäle den Wert sämtlicher Straßen und Brücken übersteigt. Oder dass kaputte private Hausanschlussleitungen dafür sorgen, dass in Kläranlagen zusätzliche Chemie zum Einsatz kommen muss.
Spürbar für alle wird es allerhöchstens dann, wenn die Neuverlegung von Rohren monatelange Straßensperrungen nach sich ziehen, wenn Tagesbrüche plötzlich Wege unpassierbar machen (Wir empfehlen hier dieses Video auf YouTube) oder wenn Keller bei Starkregen volllaufen. Dann wird der mangelhafte Zustand von Rohrleitungen zu einem öffentlich wahrnehmbaren Problem - und zu einem teuren.
Warum wird das Leitungsnetz nicht permanent gewartet?
Diese Frage ist berechtigt. Die Instandhaltung ist in zahlreichen Städten und Gemeinden bereits vorbildlich vorangetrieben - in erster LInie aus der Erkenntnis heraus, dass marode Kanalisationen die Umwelt schädigen und die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung auf Dauer gefährdet. Was vernünftig klingt, wird allerdings in der Realität sehr unterschiedlich intensiv gehandhabt: Wie eine Kommune, ein Netzbetreiber oder ein Abwasserverband die Rohre pflegt, ist nicht bundesweit einheitlich reguliert, wenngleich es per Wasserhaushaltsgesetz eine generelle Pflicht gibt.
In der Regel steckt dahinter auch eine gewisse politische Notwendigkeit: Ob Gelder für Instandsetzung von Abwassernetzen eingesetzt werden oder eben nicht, entscheiden örtliche Gremien zuweilen nach Kassenlage. Auch wenn eigentlich die Abwassergebühren zweckgebunden zum Unterhalt der Abwassersysteme eingesetzt werden müssen, wird das Investitionspotenzial häufig nicht ausgeschöpft.
Warum?
Vertretern von Kommunen kollektiv eine böse Absicht vorzuwerfen, wäre an dieser Stelle fehl am Platz. Vielmehr liegt die Vermutung nahe, dass zwischen sozialem Wohnungsbau, Ausbau digitalier Infrastrukturen und Instandhaltung von Straßen im politischen Alltag wenig Raum gibt, um dem verborgenen Thema Abwasserentsorgung mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Zudem fehlt es naturgemäß am Wissen über die Folgen schadhafter Kanäle. Dem einem oder anderen mag auch die Angst umtreiben, mit teuren Baustellen Wähler zu verprellen.
Der RSV e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, in diesen Punkten Aufklärungsarbeit zu leisten.
Denn die gute Nachricht lautet: Um Kanäle zu sanieren, müssen keine Bagger anrollen. Dank minimalinvasiver Technologien ist es heute möglich und gängig, schadhafte Rohre vom Schacht aus mit einem "Rohr-im-Rohr"-System wieder funktionsfähig zu machen.
Info-Broschüre für Entscheider in Kommunen
In der Broschüre "Umweltschutz mit Tiefgang" bieten wir Entscheidern in der Kommunalpolitik eine Wissensgrundlage über die Möglichkeiten der Kanalsanierung.