RSV-News – Schlauch-Lining gegen Schlauchlining - wer gewinnt?

Die Frage scheint trivial, ist sie aber nicht. Wer etwa eine Norm sucht, erhÀlt unterschiedliche Ergebnisse.

Vielen fĂ€llt der Unterschied zwischen "Schlauchlining" und "Schlauch-Lining" gar nicht auf. Aber der Bindestrich ist es wert, sich mit der Frage zu beschĂ€ftigen. Nach der Duden-ErklĂ€rung zum Thema Rechtschreibung gehört er eigentlich nicht dorthin. Denn die Regel lautet: Zusammenschreibung ist Pflicht, es sei denn, die Lesbarkeit ist nicht vorhanden oder das Wort ist zu lang. Die Regel ist bei uns lĂ€ngst in Fleisch und Blut ĂŒbergegangen – auch im Arbeitskreis 1.1 Schlauchlining, wo bei der Überarbeitung die Frage bei der Bearbeitung nicht ein einziges Mal aufkam. Bei unserem Merkblatt geht es um das vor Ort hĂ€rtende Schlauchlining - analog zur Schreibweise des DWA-A 143-3. So eindeutig, so gut.

Schlauch-Lining = Abwasser, Schlauchlining = Trinkwasser?

Dann fragen wir doch mal den DIN, der sich mit dem Thema doch auskennt. Sucht man beim zustĂ€ndigen Beuth-Verlag – ohne Kenntnis der Nummer – eine Norm zum Thema und gibt das Stichwort "Schlauchlining" ein, wird als erstes eine Norm fĂŒr Trinkwasserleitungen angezeigt, fĂŒr die es derzeit nur einen Entwurf gibt (DIN EN ISO 11298-4:2019-07...Schlauchlining). Warum man erst viel weiter unten bei der gĂ€ngigen und gĂŒltigen Abwasser-Norm DIN EN ISO 11296-4 landet, liegt an der dort verwendeten Schreibweise "Schlauch-Lining", die wiederum laut Norm DIN EN 15885 korrekt ist (Die Empfehlung, beide Suchbegriffe zu hinterlegen, haben wir inzwischen versendet).

And the winner is ...?

Sollte sich der DIN auch beim Abwasser langfristig dem Duden beugen und komplett auf "Schlauchlining" umstellen? Im Zeitalter der Digitalisierung lĂ€sst sich der Konflikt um die WortfĂŒhrerschaft schnell und bequem lösen – mit Blick auf die Frage: Nach welchem Begriff suchen die Menschen am ehesten im Internet? Die Antwort ist eindeutig: Die Anzahl der Suchen nach "Schlauch-Lining" ist bei Google so klein, dass sie nicht messbar ist. Das "Schlauchlining" suchen hingegen bis zu 60 Menschen am Tag.  Offensichtlich lĂ€sst sich der Anwender einfach nicht von der DIN EN 15885 beeindrucken, sondern folgt der im Duden beschriebenen Rechtschreiblogik.

Der wahre Sieger

Wenn es um die Technologie an sich geht, ist die gĂ€ngige, von den Nutzern am hĂ€ufigsten gesuchte Variante weder "Schlauchlining" noch "Schlauch-Lining". In der Welt der Anwender lebt offensichtlich das Wort "Inlinerverfahren" – und zwar hartnĂ€ckig, trotz zahlreicher Versuche von Branchenvertretern, die korrekte Variante mit "Schlauch"  durchzusetzen. Dies ist messbar: Gibt man in der Stichwort-Ergebnis-Dienst von Google das "Inlinerverfahren" ein,  springt die Anzahl der tĂ€glichen maximalen Suchanfragen auf 100. Im 5-Jahres-Durchschnitt siegt das Inlinerverfahren mit 16:11 gegen das Schlauchlining.

Wording - ein wichtiges Thema

Nun könnten wir als RSV uns dieser Erkenntnis einfach anpassen, unsere eigenen MerkblĂ€tter Ă€ndern und es damit dem Anwender erleichtern. Doch eine Umbenennung wĂŒrde ein großes Chaos auslösen und bei den Mitgliedern unserer Arbeitskreise keinesfalls auf Zustimmung stoßen, solange ein Widerspruch zur Norm besteht (die Älteren unter uns erinnern sich an den Aufschrei, als Raider plötzlich Twix hieß). Nein, das "Wording" ist ein zunehmend wichtiges Thema und es ist es wert, sich im Sinne der VerstĂ€ndlichkeit vernĂŒnftig und grundlegend damit zu beschĂ€ftigen.

Und es ist zu wichtig, um sich  nicht damit zu beschĂ€ftigen.
 
Verfasserin: Reinhild Haacker

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