Pressemitteilungen – RSV veröffentlicht erstes Merkblatt zur Kanalreinigung
Abwasserkanäle, die mit Schlauchlinern saniert wurden, können in der Regel mit wenig Druck effektiv und energiesparend gereinigt werden. Darauf weist der Rohrleitungssanierungsverband (RSV) in einem neuen Merkblatt hin und empfiehlt konkrete maximale Spüldrücke für verschiedene Düsentypen.
"Aufgrund der glatten Oberflächen, die durch die verwendeten Werkstoffe entstehen, lassen sich renovierte Rohrleitungen mit deutlich geringeren Leistungen effektiv reinigen" – so lautet die zentrale Aussage des Merkblatts 12.1, das der Verband kostenlos zum Herunterladen auf der Internetseite (www.rsv-ev.de) zur Verfügung stellt. Neben der Schonung des Materials seien Energieeinsparungen und geringerer Wasserverbrauch weitere positive Effekte.
Hintergrund für die Erstellung des Merkblattes sind Spülschäden in renovierten Rohrleitungen, die in der Praxis immer wieder auftreten. "Nach dem Motto: "Viel hilft viel" wird oftmals mit zu hohen Spüldrücken und punktuellen Belastungen gereinigt. So können unbeabsichtigte Schäden entstehen. Das trifft nicht nur auf reparierte und renovierte Kanäle, sondern auch auf neue Rohrleitungen, Verbindungen und Formstücke zu", betont Arbeitskreis-Leiterin Dr. Susanne Leddig-Bahls. "Die richtige Wahl des Düsentyps und des Spüldruckes sind entscheidend für eine sichere Reinigung.“
Leitfaden für Kanalreinigungsunternehmen
Nach Aussagen von Hans Werner Maus, Dienstleister im Bereich Reinigung von kommunalen Kanalsystemen, kommt ein weiterer Punkt hinzu: "Wenn man Sandablagerungen im Kanal hat, werden diese durch die hohen Spülstrahlleistungen beschleunigt und erzeugen einen erhöhten Abrieb. Da ist viel Erfahrung bei der Bedienung der Spülfahrzeuge gefragt, die aber nicht immer vorhanden ist. Insofern ist es sehr hilfreich, dass wir nun entsprechende Vorgaben für maximal einzustellende Spüldrücke haben, nach denen wir vorgehen können."
Das Merkblatt entstand in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Günther Sausgruber Kanaltechnik, das die Tabellen über die Mitwirkung im Arbeitskreis exklusiv für den RSV erstellt hat. Die Werte sind für acht verschiedene Düsentypen des Herstellers Enz ermittelt worden. "Ähnliche Bauformen der Düsentypen gibt es auch von anderen Herstellern. Da die Berechnungen auf dem hohen Wirkungsgrad unserer Düsen basieren, sind Leistungsabweichungen nach oben von nur wenigen Prozent zu erwarten", so Prokurist Florian Sausgruber.
Orientierung an DIN 19523
Das RSV-Merkblatt orientiert sich an der DIN 19523 „Anforderungen und Prüfverfahren zur Ermittlung der Hochdruckstrahlbeständigkeit und -spülfestigkeit von Rohrleitungsteilen für Abwasserleitungen und -kanäle“. Der Spülnachweis wird unter Simulation eines 50jährigen Betriebes festgelegt und geht von einer definierten Spülbelastung der Rohrleitung aus. Eine Übertragbarkeit in die Reinigungspraxis fehlte bisher.
"Normalerweise beschäftigen wir uns in den Arbeitskreisen intensiv mit Sanierungsverfahren und deren technischen Spezifikationen. Mit diesem Merkblatt sprechen wir erstmals auch konkrete Empfehlungen für den laufenden Betrieb von renovierten Leitungen aus ", so Andreas Haacker, Vorstandsvorsitzender des RSV.
Auf die Dokumentation kommt es an
Mit welchen Reinigungsparametern welche Kanalhaltungen gespült wurden, sollte in Form von Protokollen vom Auftraggeber eingefordert und entsprechend dokumentiert werden – so lautet eine weitere Empfehlung des Arbeitskreises, in dem auch Netzbetreiber vertreten sind. "Nur auf diese Weise lässt sich bei einem Schaden sicher nachvollziehen, ob es sich um einen Spülschaden oder um einen Einbau- oder Materialfehler handelt", ergänzt Haacker.
Bei künftigen Branchenveranstaltungen will der RSV in Form von Vorträgen auf das neue Merkblatt hinweisen. Als Schulungsmaterial gibt der Verband das Blatt außerdem weiter an die zuständigen Bildungsinstitutionen.