RSV-News Nachhaltige Vergabe: Bochum zeigt, wie's geht

Die Vergabe nachhaltig gestalten – nur wie? Die Stadt Bochum hat mit Ausschreibungen zur Kanalsanierung konkrete Erfahrungen gemacht. Bei einem Treffen mit dem RSV wurde klar: Dieses Wissen muss geteilt werden!

„Die Stadtpolitik hat beschlossen, dass die Vergabe in Bochum künftig nachhaltig zu erfolgen hat", sagt Frank Großklags, für die Entwässerung zuständiger Abteilungsleiter im Tiefbauamt der Stadt Bochum. Wie alle anderen Kommunen hat die Stadt aber mit chronischem Personalmangel zu kämpfen. „Dieses darf aber nicht dazu führen, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Kanalsanierung nicht weiterverfolgt wird“, so Großklags.

Entstanden sind zwei Tools – eins für die Planung zum Vergleich der Verfahren für das jeweilige Projekt, ein weiteres für die Ausschreibung und den Vergleich der Angebote. „Wir haben einen riesigen Werterhalt vor der Brust. Das Entwässerungssystem ist eins der größten Teile unseres Anlagevermögens und damit haben wir eine große Verantwortung für die Zukunft. Dazu brauchen wir Werkzeuge, die uns dabei unterstützen, nachhaltig zu planen, auszuschreiben und die eingegangenen Angebote werten zu können – und das mit möglichst geringem Mehraufwand", erläutert Großklags die Motivation.

Die erste Ausschreibung, bei der Unternehmen entsprechende Eingaben in das Tool vornehmen mussten, ist leider erst mal gescheitert. Großklags: „Es gab nicht einen einzigen Bieter. Daraus haben wir gelernt und nachgebessert. Wir haben erkannt: Bei einem solchen Prozess muss man die Firmen und die Industrie stärker mitnehmen." Der zweite Anlauf klappte, nachdem die Stadt das Tool besser erklärt und vereinfacht hatte.

Kooperation mit dem RSV

Mit ihrem Engagement trifft die Stadt Bochum beim RSV voll ins Schwarze. Beim Termin im RSV-Arbeitskreis Nachhaltigkeit stieß die Präsentation von Phil Olbrisch, im Team zuständig für die Tool-Entwicklung, auf Begeisterung bei Netzbetreibern und Firmen. Das war Anlass für den RSV-Vorstand, kurzerhand einen Termin mit der Stadt zu vereinbaren und eine Kooperation anzustoßen: „Alle reden davon, dass wir nachhaltig handeln sollen. Im Moment liegt vielfach die Lösung darin, dass man als Bieter die Frage beantworten soll, ob man nachhaltig arbeitet. Wer überprüft das, wenn ich mit „Ja" antworte?", fasst RSV-Vorstandsmitglied Benedikt Stentrup die Situation zusammen. „Es ist ja überhaupt nicht so, dass Unternehmen sich davor scheuen, in Nachhaltigkeit zu investieren − im Gegenteil! Wichtig ist aber, dass sich der Einsatz auszahlt, und wir uns nicht mit Bürokratie belasten".

Im gemeinsamen Treffen wurde vereinbart, die Arbeit der Stadt Bochum aufzugreifen, mit anderen Kommunen zu diskutieren und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. „Insellösungen können wir uns angesichts der Personalknappheit in Deutschland nicht leisten. Wir brauchen Ausschreibungs-Vorlagen, die für alle nutzbar sind", so Benedikt Stentrup. Frank Großklags pflichtet bei: „Wir möchten ebenfalls kein „gallisches Dorf" sein, das eigene Wege geht. Am Ende muss es etwas geben, mit dem kleine und große Kommunen in ganz Deutschland gut umgehen können und das auch von den Unternehmen akzeptiert wird."

RSV plant Ansprache von Kommunen

Wie die Kooperation weitergeführt wird und wie Firmen und Kommunen auf breiter Ebene angesprochen werden sollen, ist Thema in der nächsten RSV-Arbeitskreissitzung Nachhaltigkeit. „Wichtig ist schließlich auch zu schauen, wie weit andere Kommunen bei der Entwicklung von Tools und nachhaltigen Ausschreibungen sind. Voneinander zu lernen, sich auszutauschen und gemeinsam Dinge voranzutreiben – dafür ist Verbandsarbeit schließlich da", brachte es AK-Obmann Roland Fischer auf den Punkt.

Bildunterschrift: Voneinander lernen in Sachen Nachhaltigkeit: Der RSV und die Stadt Bochum vereinbaren eine Kooperation. Von links: Bettina Müller (Stadt Bochum), Phil Olbrisch (Stadt Bochum), Roland Fischer (RSV), Frank Großklags (Stadt Bochum), Benedikt Stentrup (RSV).

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