RSV-News Fragen und Antworten zur Dichtheitsprüfung in Schleswig-Holstein

+++ Aktualisiert +++ In Schleswig-Holstein gelten nun neue Fristen. Wann und wie sollte man eine Dichtheitsprüfung beauftragen?

Fragen und Antworten zur Inspektion (aktualisiert: 07.03.2023)

Gilt die Pflicht zur Dichtheitsprüfung oder nicht? Was ist Stand der Dinge?

Aktuell vom 07.03.23: Nach einigem Hin und Her hat das Land Schleswig-Holstein am 1. März folgendes angekündigt:

  • Grundstückseigentümer in Schleswig-Holstein müssen die Erstprüfungen privater Leitungen künftig bis zum Jahr 2040 vornehmen, unabhängig davon, ob der öffentliche Bereich bereits erfasst wurde.
  • Wer auf den letzten Drücker prüft, wird nicht belohnt: Nachweise zur Dichtheitsprüfung, die schon vor 2040 durchgeführt werden, behalten ihre Gültigkeit.
  • Auf die Wasserschutzgebiete (in den Schutzzonen II, III und III A) bleibt die umgehende Prüfung vorgeschrieben.
  • Umgehende Nachweise werden auch von Betrieben für gewerbliches Abwasser aus Grundstücksentwässerungsanlagen verlangt.

Das Ministerium teilt mit, dass die Änderungen in Kürze mit Veröffentlichung im Amtsblatt in Kraft treten sollen.

Welche Fristen zur Dichtheitsprüfung galten bisher?

Außerhalb von Wasserschutzzonen sowie in der Wasserschutzzone III B muss – laut der 2010 beschlossenen Regelung – die Dichtheit privater Anschlussleitungen bis Ende 2025 überall dort nachgewiesen sein, wo bis Ende 2022 das öffentliche Kanalnetz geprüft und für weitgehend dicht erklärt wurde. Mittlere, starke und sehr starke Mängel sind in der öffentlichen Kanalisation zunächst zu beseitigen, bevor die flächendeckende Dichtheitsuntersuchung auf privaten Grundstücken in einem Gebiet gefordert werden kann.

Wo ab 2023 saniert wird, haben Eigentümer drei Jahre Zeit, auf Verlangen die Dichtheit ihres Abwasserkanals nachzuweisen. In Wasserschutzgebieten (Zone I, II und IIIA) gelten strengere Anforderungen. Für gewerbliches Abwasser gelten andere Regeln. Die vollständige Regelungen gibt es auf der Website des Ministeriums hier.

(DIN EN 1986-30 gemäß § 34 Abs. 1. Landeswassergesetz (LWG) vom 05.10.2010, in Verbindung mit einem Erlass vom 02.06.2020)

Zur Bekanntmachung im Amtsblatt Schleswig-Holstein

Sollten Grundstückseigentümer einfach abwarten oder lieber jetzt eine Dichtheitsprüfung beauftragen?

Wir raten dazu lieber frühzeitig einen Termin und gute Preise zu sichern, statt zu warten. Prüfungen, die vor 2040 vorgenommen werden, werden mit der neuen Fristenregelung so behandelt, als ob sie zum spätest möglichen Zeitpunkt erfolgt wären.

Wie überall im Handwerk haben auch Firmen zur Sanierung und Leitungsinspektion derzeit gut zu tun. Es kann vereinzelt zu Wartezeiten auf einen Termin kommen, weil bis vor kurzem in Hamburg Fristen zur Dichtheitsprüfung zu verstärkter Nachfrage führten und in Wasserschutzgebieten in Schleswig-Holstein anhaltend hoher Bedarf herrscht. Nach Informationen des Landes Schleswig-Holstein gibt es 37 Wasserschutzgebiete mit rund 18.000 Grundstücken.

Um eine geballte Nachfrage zu vermeiden, empfehlen wir Grundstückseigentümern, frühzeitig Angebote von verschiedenen Unternehmen anzufordern und diese in Ruhe zu sichten.

Kontakte zu Mitgliedsfirmen, die wir empfehlen, finden Sie am Ende unserer Schleswig-Holstein-Seite

Aktualisiert am 07.03.2023

Warum sollen Grundstückseigentümer in Schleswig-Holstein überhaupt eine Dichtheitsprüfung vornehmen lassen?

Weil es sich um eine gesetzliche Pflicht handelt. Um die Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern, müssen öffentliche Netzbetreiber und Grundstückseigentümer in Deutschland ihre Leitungen instand halten, diese selbst überwachen und dies auf Verlangen nachweisen. Dies leitet sich aus dem Wasserhaushaltsgesetz ab (§§ 34, 55, 60 WHG). Die Umsetzung der Selbstüberwachungspflicht bei privaten Anschlussleitungen wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gehandhabt, beispielsweise mit Fristen, bis wann Hausbesitzer einen Dichtheitsnachweis vorlegen können müssen.

Weil sie dem Werterhalt der Immobilie dient. Die Dokumentation des Zustands der Abwasserleitung ist immer wieder ein Thema beim Hausverkauf und kann zu einer Auf- oder Abwertung führen. Je nach Versicherungspolice können Schäden übrigens über die Gebäudeversicherung abgewickelt werden.

Weil Grundwasserschutz jetzt und in Zukunft eine hohe Priorität hat, der an Sie als Grundstückseigentümer eine hohe Mitverantwortung zukommt. Darauf verweist auch Umweltminister Goldschmidt.

Stimmt es, dass Schäden durch private Hausanschlussleitungen zu vernachlässigen sind?

Der NDR berichtete am 21.01.2023: "Die untere Naturschutzbehörde geht zum Beispiel davon aus, dass die Schäden, die durch defekte Rohre und im Erdreich versickertes Abwasser entstehen können, zu vernachlässigen sind." Diese Aussage wird nicht mit einer Quelle belegt, zumal es "die untere Naturschutzbehörde" in Schleswig-Holstein nicht gibt. Laut Website des Umweltministeriums bilden diese "die Landrätinnen oder Landräte der Kreise und Bürgermeisterinnen oder Bürgermeister der kreisfreien Städte".

In der Fachwelt findet der Wahrheitsgehalt dieser Aussage keinen Nachweis. Im Vergleich zu gewerblichem Abwasser ist das akute Risiko von Umweltschäden bei häuslichen Abwässern zwar geringer. In der Praxis sind geschädigte Leitungen auf Privatgrundstücken unzweifelhaft der Grund dafür, dass wertvolles Grund- und Schichtenwasser in die Kanalisation dringt und für steigende Kosten in der Aufbereitung sorgen.

Die in Schleswig-Holstein tätigen Unternehmen bezeichnen rund 70 Prozent der privaten Anschlussleitungen als sanierungsbedürftig – etwa die Hälfte davon so stark, dass sie nicht mehr mit günstigen, grabenlosen Methoden renoviert oder repariert werden können.

 

Worin besteht eine Dichtheitsprüfung?

Es gibt nach der DIN 1986-30 verschiedene Möglichkeiten zur Inspektion.

Grundsätzlich ausreichend ist eine sogenannte "optische Inspektion". Dabei werden spezielle Kameras in die Kanalleitungen geführt und die Bilder ausgewertet. Ein Schaden in der Entwässerungsleitung kann sofort begutachtet und vermessen werden. Bei dieser Gelegenheit wird auch ein Bestandsplan der Entwässerungsanlagen erstellt.

Eine weitere Variante der Dichtheitsprüfung, die in Wasserschutzgebieten der Zone II Pflicht ist: Die Prüfung der Entwässerungsleitungen mit Luft oder Wasser. Die Leitungen werden voll gefüllt und der Zustand über eine bestimmte Zeit gehalten. Voraussetzung ist hierfür, dass man die Lage und Länge der Leitungen kennt.

Nach der Überprüfung erhalten Grundstückseigentümer ein Prüfprotokoll, das dem Abwassernetzbetreiber vorgelegt werden muss. Die ebenfalls zu erstellende Video-Datei über den Leitungszustand ist auf Anforderung zu übermitteln.

Wie teuer ist eine Dichtheitsprüfung?

Qualifizierte, regionale Inspektionsfirmen sind darauf spezialisiert, Leitungen auf Dichtheit zu prüfen. Dies erfolgt standardmäßig mit ferngesteuerten Kameras, die durch die Leitungen geschoben werden.

Was die zu erwartenden Kosten betrifft, lautet die Antwort: Zeit ist Geld. Je mehr Schadensbilder aufgenommen und dokumentiert werden müssen, desto aufwändiger ist eine Inspektion. Länge, Alter und Umfang der Leitung lassen schwer eine genaue Kostenschätzung zu.

Wichtig zur: Zur qualifizierten TV-Inspektion einer bestehenden Rohrleitung gehört immer auch eine Rohrreinigung. Sie ist Voraussetzung,um die Rohrwand erkennen und richtig beurteilen zu können. Im Hauptkanal werden Leitungen regelmäßig gereinigt.

Inklusive Reinigung, Begutachtung, Dokumentation und Nachweisführung ist mit Kosten ab 500 Euro zu rechnen.

Wie sorge ich als Auftraggeber für optimale Angebote und Leistungen zur Dichtheitsprüfung?

Als Grundstückseigentümer ist es sinnvoll, dass Sie alle Unterlagen parat haben – damit erleichtern Sie dem Unternehmen den Planungsaufwand und sparen Zeit und Geld. Wenn es keinen Plan gibt, zeichnen Sie auf Ihrem Grundstück auf, wo Leitungen möglicherweise liegen könnten. Auch die Lage von Waschmaschine, Dusche, WC und Waschbecken sollten eingezeichnet sein.

Weitere Tipps:

  • Fragen Sie beim Netzbetreiber (Abwasserzweckverband oder Kommune) nach Checklisten oder Informationsmaterial für Grundstückseigentümer
  • Sorgen Sie für einen Zugang zu Schächten oder Zulauföffnungen
  • Die Häuser in der Nachbarschaft sind ähnlich gebaut oder stammen aus einem ähnlichen Baujahr? Tun Sie sich zusammen
  • Holen sie verschiedene Angebote ein
  • Lassen Sie sich die Angebote in Ruhe erklären
  • Lassen Sie sich nicht hetzen und schließen keine Haustürgeschäfte ab
  • Sorgen Sie dafür, dass die Dokumentation vollständig ist (Schriftlicher Dichtheitsnachweis, Prüfprotokoll, ggf. Kamerabefahrung) sowie im Schadensfall Bilddateien / Leitungsplan mit Lage von Schäden
Wer hilft bei der Beurteilung von Angeboten zur Dichtheitsprüfung?

Lassen Sie sich von einem versierten Fachingenieur beraten. Der vergleichsweise geringe Zeit- und Kostenaufwand kann sich im Zweifel lohnen: Denn oft genügt dort schon eine kurze Sichtung des Angebots um beurteilen zu können, ob das, was angeboten wird, fachlich korrekt und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Kontakt zu Ingenieurbüros, die Mitglied im RSV sind, finden Sie unten auf dieser Seite.

Wo finde ich Informationen in meiner Region?

Fragen und Antworten zur Sanierung

Was ist, wenn bei der Prüfung Schäden erkennbar werden?

Stellt sich heraus, dass Ihre Abwasserleitung einen Schaden hat, muss dies nicht unbedingt teuer werden. Auch das Aufreißen des Vorgartens oder der Zufahrt ist meistens nicht notwendig. Es gibt Reparatur- und Renovierungsverfahren, die grabenlos erfolgen – also minimalinvasiv vom Zugangspunkt oder vom Übergabeschacht aus vorgenommen wereden. Fachleute von Firmen, die etwa das Gütezeichen Kanalbau oder das RAL Gütezeichen Grundstücksentwässerung tragen, können Ihnen eine Empfehlung geben, wie die Rohrleitung dicht gemacht wird.

Mit dem Prüfprotokoll und dem Video können Sie sich von Sanierungsunternehmen entsprechende Angebote einholen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass meine Leitung nicht in Ordnung ist?

Das kommt drauf an. Denn jede Abwasserleitung ist individuell zu betrachten – genauso wie jedes Grundstück seine Besonderheiten aufweist (z. B. Baumbestand). Ein hohes Risiko für Schäden ist das Alter.  Bis in die 1970er Jahre wurden Dichtungen bei der Installation von häuslichen Leitungen verwendet, die inzwischen zu fast 100 Prozent aufgelöst sind und ein Einfallstor für Baumwurzeln oder Erde bilden.

Nach Beobachtungen unserer Firmen in Schleswig-Holstein, die regelmäßig Kanäle untersuchen und sanieren, sind rund 70 Prozent der Anschlussleitungen auf privatem bzw. gewerblichen Grund schadhaft - aufgrund von Alterungen, Muffenversatz, Scherbenbrüchen und Wurzeleinwuchs. Davon sind mehr als die Hälfte so marode, dass sie nicht mehr mit kostengünstigen grabenlosen Methoden saniert werden können.

Wie sorge ich für optimale Angebote und Leistungen zur Sanierung von Schäden?

Wie bereits bei der Dichtheitsprüfung gilt: Ruhe bewahren, mehrere Angebote einholen und gründlich prüfen.

Weitere Tipps:

  • Fragen Sie beim Netzbetreiber (Abwasserzweckverband oder Kommune) nach Checklisten oder Informationsmaterial für Grundstückseigentümer
  • In der Nachbarschaft gibt es mehrere Grundstückseigentümer, bei denen Bedarf besteht? Tun Sie sich zusammen
  • Lassen Sie sich genau erklären, welche Verfahren angewendet werden und welche Nutzungsdauer diese haben
  • Handelt es sich im Angebot um ein zugelassenes Reparatur-/Renovierungsverfahren? Fragen Sie nach dem Ü-Zeichen des Deutschen Instituts für Bautechnik
  • Stellen Sie sicher, dass das Unternehmen eine Qualifikation hat (z. B. Güteschutz Kanalbau, RAL Gütezeichen Grundstücksentwässerung). dies ist Voraussetzung für die Mitgliedschaft im RSV.
Ich habe Angebote erhalten und hätte gern jemanden, der sie bewertet. Wer kann helfen?

Lassen Sie sich von einem versierten Fachingenieur beraten. Der vergleichsweise geringe Zeit- und Kostenaufwand kann sich im Zweifel lohnen: Denn oft genügt dort schon eine kurze Sichtung des Angebots um beurteilen zu können, ob das, was angeboten wird, fachlich korrekt und wirtschaftlich sinnvoll ist.

Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen sollte eine entsprechende Bauüberwachung und am Ende der Maßnahme eine Sichtung und Bewertung der Abnahmedokumentation erfolgen. Kontakt zu Ingenieurbüros, die Mitglied im RSV sind, finden Sie unten auf dieser Seite.

 

Spezialisierte Firmen in SH

Mitgliedsunternehmen im RSV unterliegen der Pflicht zur Prüfung durch den Güteschutz Kanalbau bzw. zum Tragen des RAL Gütezeichens Grundstücksentwässerung. Mitgliedsfirmen aus Hamburg und Schleswig-Holstein, finden Sie hier (Liste nicht vollständig). Bei diesen Unternehmen handelt es sich um Firmen, die sowohl Inspektion als auch Sanierung durchführen.

Wenn Sie weitere Adressen wünschen, die ausschließlich Inspektionen durchführen, helfen wir Ihnen gern weiter. Melden Sie sich gern.

Weitere Unternehmen

Bildquelle: IBAK / Oliver Maier

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